Österreich

4. Österreichischer Gesundheitswirtschaftskongress in Wien – Eine Nachlese auch in Tweets

Quer durch alle Bereiche der Gesundheitswirtschaft, das ist der Eindruck, den man bei Durchlesen des Programms gewinnt. Neben einer Einleitung und Podiumsdiskussion wurden in drei Sessions parallel zu je drei Themen Vortragende eingeladen ihre Sichtweise zu präsentieren.

Der Ort, das Austria Trend Hotel Savoyen im 3. Bezirk in Wien mit reichlich Platz, gutem WLAN (zumindest für die wenigen Onliner) und wie meist mit wenig Steckdosen in den Vortragsräumen, aber auch das war zu organisieren.

Ein Twitterhashtag ist schnell gefunden: #oegkw  und von @wissit im Healthcare-Hashtagprojekt schon am Vortag eingetragen, soweit das international schon längst übliche Prozedere für Healthcareevents. Mitwitterer gab es nur wenige, aber das ist immerhin ein Anfang, um eine Offline-Veranstaltung mit ins 21. Jahrhundert zu führen und die Brücke zur Onlinewelt zu schlagen – das ist ja auch der Zweck des Medtermine-Blogs.

Ankündigungstweet:

“New Health Hashtag: #oegwk http://t.co/o9XoHkwc Stats+Archive #hcsm“

„Auf dem Weg zum 4.österr.Ges.h.wirtschaftskongr. http://t.co/arkm6OtF – #hcsmat #oegwk“

Die Nachlese kann sich aus praktischen Gründen nur auf einige wenige Vorträge beschränken oder greift Tweets aus den Sessions auf:

Im Auftaktforum „Wettbewerb in der Gesundheitswirtschaft – Hirngespinst oder Zukunftsmodell?“ ging es um das scheinbar widersprüchliche Modell des Wettbewerbs in der Gesundheitswirtschaft. Mit einigen pointierten Aussagen:

Tweets:

Goldschlag – wettbewerb hat viel/kann viel mit Gerechtigkeit zu tun haben #oegwk

„Neue Komm.-formen sind elementar und wird immer mehr über den Kunden getrieben“ (G. Koos) #oegwk –> #SocialMedia!

Wir haben in AT eine unterdurchschnittliche Gesundheitserwartung bei einem enormen Mitteleinsatz“ (Martin Gleitsmann)

#HeinzLohmann am #oegwk „Sollen wir für mehr Transparenz sorgen?“

Gleitsmann – wir haben 2012 f Pat keine Infos uber Qualität im Gesbereich, wo d Pat die Info bekommt, die er/sie braucht #oegwk

„Wettbewerb aus Sicht des Patienten sehen – HEALTH FOR ALL ist der Auftrag“ (Felix Unger)“

„Wir müssen damit beginnen, die Medizin endlich zu entpolitisieren!“ (Felix Unger) BRAVO!“

„Österreich ist superspannend“ (Andreas Goldschmidt aus DE :-)“

„Goldschlag- in ö war die ecard ratz-fatz da , in d noch immer nicht – Raunen im Publikum- 😉 – /anmk muss ich mehr sagen? #oegwk“

„Wasser muss zur Nase reinlaufen, der Mund reicht nicht, da kann man auf die Zehenspitzen steigen“ (#HeinzLohmann)“

„Pricing macht erst dann Sinn wenn wir Kostenwahrheit haben. Die haben wir derzeit nicht“ (#ErichSieber)“

„Die Methoden zur Prozessoptimierung und konsequenter Einsatz von Finanzierungssystem führen zu Erfolgen“ #Gottfried Koos, #oegwk“

Frage am #oegwk von #HeinzLohmann: Haben wir Produktivitätsreserven?

live vom #oegwk es wird immer schwerer gutes Personal zu bekommen, man muss Marketing dafür machen #Markl

Das Wirtschaftsblatt titelte am Tag darauf (8.3.2012) mit dieser Aussage:  „Unwirtschaftlichkeit ist unethisch“

Interessant auch die Preisverleihung des HEALTH Research Award 2012, mit einigen erwähnenswerten wissenschaftlichen Arbeiten:

„Information-management as an integrated part in a Disease Management Programme (DMP) for Sonal Cord Injuries (SCI)” von Philip Nieke
„Betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention gegen Stress und Burnout” von Corinna-Maria Schaffer, MA
„Erwartungen an ein stationäres und Tageshospiz und notwendige Rahmenbedingungen“ von Daniela Tauchner

 „Kooperation statt Konfrontation: Pflege, Physiotherapie und Co.  – aktiv für den Patienten“

Unter diesem Titel wurden die Themenbereiche Pflege, Pflegeausbildung und Public Health vorgetragen und diskutiert. In Österreich gibt es  83.815 Personen, die in der Pflege tätig sind, 65 % davon ist diplomiertes Personal. Im Vergleich dazu gibt es 20840 Ärzte (Zahlen aus 2010)

„Was tun Pflegeberufe überhaupt? – ist zu wenig kommuniziert, so Frohner, Präsidentin des Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes. Und weiters sei das Ziel, die letzten 20 Lebensmonate eines Menschen so qualitativ hochwertig wie möglich durch Pflege zu gewährleisten.

Wie wichtig die Kompetenzen des Pflegepersonal sei, erläutert Frohner an einem Beispiel: Ärzte in Ausbildung würden zu 5 Prozent von ihren Kollegen und zu 30 Prozent vom diplomierten Pflegepersonal lernen.

Laut  Mériaux-Kratochvila MEd PT, Präsidentin Physio Austria gibt es in Österreich weiters 58 Krankenpflegeschulen, eine österreichweite  Vereinheitlichung fehle und wäre in Arbeit.

Auch hier, wie im Auftaktforum viel das Wort „Ethik“ – diesmal im Zusammenhang mit Kooperation zwischen Pflegenden, Ärzten , im Team – „Kopperation als ethische Verpflichtung dem Patienten gegenüber“.

Darüber hinaus wurden der Teamarbeit bestehende als auch noch auszubauende Kompetenzen angeführt (bezogen auf Physiotherapie): Kommunikation, Konfliktmanagement, Kenntnisse im Public Health, Projektmanagement, Gesundsheitsökonomie, Recherche- und Beratungskompetenzen.

Gerit Mayer, Leiter Personalentwicklung TILAK-Tiroler Landeskrankenanstalten GmbH stellte in einem wissenschaftlich evaluierten Praxisbeispiel die Entstehung einer neuen Berufsgruppe vor: die medizinische OrganisationsassistenInnen (MOA). Sie sei aus einem internen Bedarf entstanden, da Ärzte immer wieder über die Zunahme nicht-ärztlicher Tätigkeiten geklagt hätten. Die Evaluation des Pilotversuches in einem Krankenhaus der TILAK zeige deutlich die Zeiteinsparungen und Entlastungen, nicht nur für Ärzte auf.

Tweets:

„Frohner – was tun Pflegeberufe überhaupt – wird zuwenig kommuniziert #oegwk“

„Interessant wie neue Berufagruppen entstehen – session Mayer – tilak #oegwk“

In der Session: „Neuer Stellenwert für Prävention: Gesundheitsmarkt boomt“ ging es anschließend um die Frage welchen Stellenwert Prävention habe und welche neuen Geschäftsmodelle hieraus erwachsen können z.B. Gesundheit und Urlaub, TEM (trad. Europäische Medizin).

Tweets:

„Aldenhoff: The brain runs on fun – besonders bei pravention – #oegwk“

„Ehrmann Zit. Paracelsus: gegen jedes ubel ist ein Kraut gewachsen, wo du lebst -tem, spagyros #oegwk“

„Tui in de – vorsorgezuschuss von krankenkassen f gesundheitsurlaub auf madeira durchgesetzt. #oegwk“

„Diskussion über trennschärfe der begrifflichkeiten – wellness-gesundheit-publkum: es gibt wissenschaftl def. vs tui-nicht abgrenzbar #oegwk“

Session „Nackter“ Patient versus exzellente Qualität: Streit um die elektronische Gesundheitsakte“

 Tweets:

„live vom #oegwk Bachinger über #ELGA kritisch aber positiv“

Session „App statt Anzeige: Gesundheitsmarketing auf neuen Wegen“

Eine der letzten Sessions war den neuen Medien gewidmet. Allgemeiner Tenor: Bitte keine Werbung in den neuen Medien! Interessant auch der Ansatz „Blog statt Broschüre“ für eine Klinik in Deutschland.

Interessant auch eine positive Erfahrung. Andreas Steiner, TILAK, berichtet über die Ängste vor negativen Postings, die dann gar nicht eingetreten seien. Seine Strategie dazu: Sich auf keine Diskussion eines Negativposters einlassen.

Apps, wie der Titel versprach, waren eher unterrepräsentiert, es überwogen  Allgemeinplätze über Social Media, wenn auch mit dem Tenor – „macht Online keine Werbung“

Tweets:

„Steiner – tilak -um some kommt man nicht mehr vorbei #oegwk“

„Vortrag von Herrn Steiner am #oegwk war extrem spannend. Tilak setzt #SocialMediaMarketing und #SocialBusiness bereits um!“

„jetzt: am #oegwk Herr Doderer über Crossmediale Konzepte beim #KlinikumAugsburg“

„Durchaus auch kritische statements – muss man auf fb sein – von Doderer/klin.augsburg #oegwk“

„Quote am #oegwk „Verknüpfen Sie Ihre Inhalte“ #Doderer #KlinikumAugsburg“

„quote from #oegwk „Transparenz, Vertrauen und Persönlichkeit sind die Erfolgsfaktoren im Marketing“ #MartinFritz“

„Blog statt Broschüre /quote #oegwk“

„Gebetsmühle seit Jahren – quote – machen sie keine Werbung #oegwk“

Twitter am Kongress #oegwk

Twitter bietet die Möglichkeit auch Nicht-IRL-Teilnehmern am Kongress teilnehmen zu lassen. Dies ist in Anbetracht von Eintrittsgebühren, die zwar moderat sind, jedoch trotzdem für viele Interessenten nicht erschwinglich ist, besonders wichtig.

Die Details im Vergleich zu anderen Konferenzen:

Reichweite des Hashtags #oegwk  1.355 via 50 Tweets  – Im Vergleich dazu ein gleichzeitig stattfindender Kongress #digpharm mit 14.131 via 50 Tweets

Im Vergleich dazu ein regulärer Healthcare-Hashtag kann schon mal eine Reichweite von über 35.000 Lesern erreichen (zb #hcsmeu – siehe Kategorie #hcsmeu in diesem Blog und „Was ist Healthcare Social Media Europe (Info auf Deutsch)“.

Aktive und Kongressteilnehmer #oegwk – 3 (weitere 3 von Außerhalb), #digpharm: 26 (Aufteilung RL-Teilnehmer und virtuelle Teilnehmer unbekannt)

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Die Tweets in chronologischer Reihenfolge sind jederezeit nachlesbar: HealthcareHashtagprojekt

Twitter lebt nicht nur von Fachtweets und Zitaten. Ebenso wichtig sind Interaktionen zwischen Twitteren, die sich z.B. zu einem Tweetup (Real-Life-Treffen -rl) verabreden und dabei dann persönlich kennenlernen, was manchmal nicht ganz einfach ist. Über diverse Werbeeinschaltetweets in eigener Sache mag man geteilter Meinung sein, sie sind bei einer Nachlese inhaltlich nicht relevant, provozieren meist auch Tweets von „außerhalb“, also nur Leser des Hashtags. Und für die Grammatikfans unter den Lesenden: Man sollte sich immer vergegenwärtigen, dass Tweeten auf Tablets, iphones und meist im Halbdunkeln eine erhöhte Tippfehlerquote hervorruft, das nur vollständigkeitshalber.

 Social/Kommentartweets

„wird sind offenbar die einzigen die zum Kongress #oegwk zwitschern? Freue mich auf ein persönliches Kennenlernen!“

„bins in ö gewöhnt das nicht so viele bie geskongr. twittern – rl dann in d Pause – gerne #oegwk“

Viele Leute – tweetup wge Nichterkennen leider schwierig #oegwk

„Mein Vortrag ist der Nächste! 🙂 #oegwk“

„Mein Impulsvortrag am #oegwk „Social Media Marketing ist just the beginning…“ ist gelaufen, bin gespannt auf die Fragen.“

„Auch tablets brauchen Srom – hoffe es reicht noch.. #oegwk“

#tweeties die ihren Firmennamen als #hashtag verwenden, riechen ganz intensiv nach #spam – #oegwk“

„Es wird wieder über Patienten geredet., aber nicht mit ihnen /anmk. #oegwk“

„zwischenimpression vom #oegwk: full house im #hotelsavoyen !“

„Öster. Patientenanwalt Bachinger neben mir: ‚Gott schütze uns vor den medizin. Künstlern“ #oegwk“

Mein Kommentar:

Insgesamt ein guter Rundumschlag durch die Gesundheitswirtschaft, wenn auch wiewohl nicht zu vermeiden, mit schon bekannten Aussagen in der ELGA Session. Die kompakte Struktur der Kurzvorträge ließ jedoch zu wenig Zeit zur Diskussion, zu oft noch entsteht der Eindruck der klassischen One-way Präsentationen. Die Pausen wurden jedoch gut genutzt um in Kleingruppen weiter zu diskutieren.

Leider kein Kongress mit „Patients included“.

Generell war zu beobachten, dass man sich mit Begriffllichkeiten und deren Definitionen schwer tut, sei es bei einer klaren Unterscheidung zwischen Wellness und Medizin oder Begriffen wie Marketing, Werbung, PR, Social Media. Vieles scheint hier noch unklar oder sogar negativ besetzt was einer konstruktiven Diskussion hinderlich sein könnte.

Vorträge, die Praxisbeispiele zeigen, wo also Unternehmer direkt ihr eigenes Projekt vorstellen, beleben die Fachvorträge. Was auf einem Kongress wie diesem störend wirkt, ist, dass es  meist oder vorwiegend immer noch Werbe bzw. Firmenpräsentationen sind statt abstrahiertere Best-Practice-Beispiele.

Dass der Tag sehr lang sein kann, war in der letzten Session über neue Medien zu beobachten. Schwer abzuschätzen, was Einige veranlasst hat, früher zu gehen. Meine Beobachtung war allerdings, dass Vielen nach wie vor große Fragezeichen auf der Stirne stehen und echte Praxisbeispiele noch sehr rar sind und Vieles nur abstrakt erklärt wurde.

Unterlagen als .pdf werden laut Veranstalter den Teilnehmern nachträglich zur Verfügung gestellt, die Holzunterlagen klassisch, mit wenig Mehrwert (Programm, Referenten, Teilnehmer).

Bericht: Michaela Endemann, @wissit und Prometus

Add on: Buchvorstellung am Kongress –

Holzer Elke, Offermanns Guido, Hauke Eugen

Die Patientenperspektive 
facultas.wuv 288 Seiten 2012
ISBN 978-3-7089-0793-2
EUR 29,90

In Kooperation mit der Universitätsbuchhandlung Maudrich auch gleich hier bestellbar: