#hcsmeu / #hcsmat, Österreich

Bedarfsgerecht. Zielgerichtet. Patientenorientiert. Wie setzen wir die Gesundheitsreform um?

Die siebente Veranstaltung der Reihe „Zukunft Gesundheit“ der Karl Landsteiner Gesellschaft stand am 12. März 2013 unter dem Motto der neuen Gesundheitsreform.

Es diskutierten:
Dr. Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte Österreichs
Dr. Josef Probst, Generaldirektor-Stellvertreter im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger
Dr. Erwin Rebhandl, Arzt für Allgemeinmedizin, Präsident von AM plus – Initiative für Allgemeinmedizin und Gesundheit
Dr. Christoph Reisner, MSc, Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich

Moderation: Univ. Prof. Dr. Bernhard Schwarz, Präsident der Karl-Landsteiner-Gesellschaft, der zu Begin drei übergeordnete Fragen stellte, zu denen sich die Diskutanten äußern sollten:

1 Wie können die Ziele der Gesundheitsreform erreicht werden ohne dass die Qualität darunter leidet?
2 Chronische Erkrankungen. Hier ist eine strukturierte Versorgung das Ziel – wie wird entschieden welche Leistungen wo verfügbar sind?
3 Transparenz – werden Ergebnisse zukünftiger Evaluationen auch den Patienten zugänglich sein?

Probst eröffnete das Podium das es zu wenige gesunde Lebensjahr in österreich gäbe und es zu viele Akteure im Gesundheitswesen gäbe. Der erste Schritt sei aber getan, die Rahmengesundheitsziele. Es gehe jetzt darum konkrete Ziele zur erarbeiten und messbar zu machen. Zur Frage der Ergebnisqualität und deren Messung: österreich habe einige gute Ansätze aber nichts Flächendeckendes.

Reisner wiederholte, wie schon bei anderen Veranstaltungen auch, dass die Gesundheitsreform seiner Meinung nach nur eine Finanzierungsreform sei. Er bedauerte, dass die Ärztekammern derzeit nicht in den Gremien sitze. Darauf antwortete Probst, der im Gremium sitzt, dass sich das System erst finden müsse und erst im nächsten Schritt nach und nach andere Player mit eingebunden würden, da es sonst wieder keine Ergebnisse geben könnte.
Reisner weiter zum Stichwort strukturierte Versorgung: Wenn jemand schon nach fünf Tagen nach einer Hüft OP entlassen werde, finde man wenig adäquate Versorgung im niedergelassenen Bereich. Ebenfalls bemängelte er die Ausbildungssituation im stationären Bereich. Es sei ein Zufall ob man gut ausgebildet werde oder nicht.

Bachinger sieht aus Patientesicht eine Türe geöffnet, befürchtet aber wenn diese Türe zugehe es sich wieder sehr lange nichts im Gesundheitswesen ändere. Derzeit sei nicht mehr als ein Papier am Tisch und die wirkliche Arbeit solle jetzt erfolgen. Er erwarte sich sehr viel. Er betonte dass man sich überlegen solle wie man die Patienten an den Hausarzt binden könne und unterschied hier zwischen freier Arztwahl und beliebiger Einstieg in höhere Versorgungsebenen. Es fehle ihm derzeit komplett die Einbeziehung des mündigen Patienten und er wünsche sich eine Grundberatung, eine Art Callcenter. Hier gehe es ihm nicht um Dr. Ed, sondern um die Information für Patienten sich im Gesundheitswesen zu orientieren.

Nach Rebhandl sei der derzeitige Ansatz der Gesundheitsreform das konkreteste was er in seinen 32 Jahren als Allgemeinpraktiker gesehen habe. Seiner Meinung nach kann es nur gelingen wenn man die Allgemeinmedizin stärke, und das sei nicht neu und schon in den 1970ern in der WHO festgelegt worden. Aber auch andere Berufe, die dem Arzt zuarbeiten sollen gestärkt werden, z.B. Wundversorgung durch ausgebildetes Pflegepersonal. Die Hausarzttätigkeit solle klar strukturiert sein. Er sehe auch Handlungsbedarf in der Umsetzung von Verträgen. Es solle klar sein, welche Leistungen ein Hausarzt zu erbringen habe und welche nicht. Die Grundphilosohie des „Primary Healthcare“ solle jedoch überall umgesetzt werden, er ist sich dessen aber bewusst, dass dies nicht überall gleich aussehen könne.

Insgesamt war die Diskussion eine recht positive mit vielen anregenden Stellungnahmen aus dem Publikum und anschließenden Diskussionen in kleineren Gruppen.