Medtermin mit mir selbst, Orte

Kur-ente-manierungsgeschichten (repost)

Sommerzeit ist auch Kurzeit und da es schon ein Weilchen her ist, gibts an dieser Stelle einen Re-post (mit ein bisschen Edit dabei ) meiner Kur-ente-manierungsgeschichten. Ein Medtermin mit mir selbst sozusagen. Was es mit den Enten auf sich hat? Lest selbst:

Die Kur startete also im Juni 2013. ….

Los gehts also mit dem ersten Tweet: 9. Juni 2013 @xxxx : Eingecheckt im Kurbetrieb …..

Um die Enten, die auf vielen Fotos vorkommen werden zu erklären gibts diese erste Geschichte.

1therapieente

Mein Kurplan

Radonbad, Massage, Unterwassergymnastik, Physiotherapie für Knie und Rücken waren meine täglichen Therapien im Kurzentrum Bad Hofgastein. Da hat man schon eine Weile zu tun, dank guter Organisation und dank weniger SVA Kurgäste alles Einzeltherapien. Hat man wohl auch nicht immer.

Das Kurhotel war ok, das Appartment mehr als ok, ich hatte wohl Glück eine riesige Wohnung zu bewohnen. Das Essen naja, eher klassisch und schwierig zusammenzustellen. Eine Vegetarierin vermisste pflanzliches Eiweiß, ich Mais- und Reisscheiben statt Mehlpampe (aka Brot). Und ein halbes Ei gabs genau einmal in der Woche. Naja.. Wohl verbesserungswürdig.

Zum Kurplan gehören auch Vorträge über Ernährung – vor allem über die Schädlichkeit von Leberkässemmeln. Nix Neues, eher mau, dank Twitter nicht ganz so langweilig 😉 aber Pflichtprogramm wie in der Schule.

Die Enten und das Radonwasser

Begonnen hat alles mit dem Vortrag vom ärztlichen Leiter des Kur- und Rehabilitationszentrums/Alpentherme Bad Hofgastein, Dr. Wolfgang Foisner, der uns Zuhörern eines Abends die Geschichte und andere Kurgeschichten des Ortes sehr anschaulich näher brachte.Die Entdeckung des Gasteiner Heilstollen, Radon in der medizinischen Anwendung inklusiver einiger Forschungsergebnisse des Forschungsinstitutes Gastein der Paracelsus Medizinische Privatuniversität. Die Therme im Ort enthält entradonisiertes Wasser und ja, es gäbe einen Unterschied den man merken könne, aber er verrate ihn nicht. Das hätte er besser nicht sagen sollen, denn mein Tischnachbar und ich waren natürlich sofort daran diesen Unterschied ausfindig zu machen. Vorerst mal theoretisch. Aber der Reihe nach.

Was ist Radon überhaupt?

Radon ist ein Edelgas, „Rn“ abgekürzt mit der Ordnungsnummer 86. Es ist das dichteste elementare Gas das es gibt und etwa sieben mal schwerer als Luft. Unter Normalbedingungen ist Radongas farblos, geruchlos und geschmacklos. Radon ist im Gestein gebunden und entsteht durch den Zerfall von Uran und Thorium. Da die Schwermetalle Uran und Thorium Bestandteil aller Erdgesteine ist kommt Radon so gut wie überall vor, jedoch in unterschiedlichen und meist geringsten Konzentrationen. In der Luft findet sich etwa nur ein Radonatom auf 1021 Moleküle und ist damit der seltenste Bestandteil der Luft. In Bad Gastein kommt es gelöst in Wasser aus mehreren Quellen. Eine Übersicht (und noch ganz viel mehr über die Gegend) findet sich auf der privaten Seite von Anton Ernst Lafenthaler

Was kann Radon als Therapieanwendung im Körper bewirken?
Viele Mythen ranken sich um Radon, aber auch von Gefahren ist immer wieder einmal zu hören. Der mediale Hype um die Gefährlichkeit von Radon (vorwiegend in Deutschland) scheint jedoch schon zu verklingen. Um es gleich vorweg zu nehmen, man wird nicht verstrahlt bei einer Radontherapie. Das Radon ist nach ca drei Stunden fast komplett wieder aus dem Körper draussen, natürlicher Zerfall.

Wissenschaftliche Studien sind jedoch trotzdem immer so eine Sache, gerade wenn es um Wirkungen wie „es geht mir jetzt besser“ geht, die nicht wirklich quantifizierbar sind. Diese und andere Schwierigkeiten bei der wissenschaftlichen Untersuchung zeigt auch eine Metastudie, dh ein Vergleich mehrere Studien wie z.B. Falkenbach, A. (Rheumatol Int (2005) 25: 205–210)

Dennoch, einige Studien auf Zellebene scheinen zumindest eine Wirkung zu bestätigen: Es tut sich etwas im Körper wie z.B. der Anstieg von TGF-B1 bei Morbus Bechterew Patienten. „Das Zytokin TGF-B1 könnte auf Grund seiner antiinflammatorischen (entzündungshemmend, Anmk.) Eigenschaften auf den Heilungsprozess einwirken und somit zu einer Besserung der Schmerzen und der Mobilität der Patienten beitragen“, so Shehata. (Shehata M, Wien Klin Wochenschr (2006) 118/9–10: 266–272).

Die Suche geht weiter und die Ente kommt ins Spiel
Der Unterschied zu entradonisiertem Wasser muss doch zu finden sein, überlegten wir auch am nächsten Tag. Aber wie gehen wir es an. Ein Telefonat mit daheim brachte den entscheidenden Einfall: Irgendwas mit Auftrieb vielleicht? Müsste doch nachzuweisen sein. Mit einer Badeente. Auf Twitter wird mein Ansatz jedenfalls gebührend unterstützt. Ein Tweep schickt mir virtuell seine Badeenten als ich frühmorgens ins Wannenbad steige.

„@xx: @yy gumo 🙂 frisch moorgepackt, bei dem Wetter sehr angenehm, jetzt Radonbaden (noch ohne Ente 😉 #kurtweet

@xx @zz bitte nimm dir was du brauchst #ente pic.twitter.com/5qTmKLBxng
Bildschirmfoto 2016-07-19 um 17.17.46

Manchmal sind Touristenshops sogar zu etwas gut, auch wenn ich diese meist großräumig übersehe. Gesehen, gekauft und so muss die Gasteiner Ente überall baden gehen wo es Wasser gibt. Ebenfalls in die Untersuchung mit eingeschlossen: Beobachtungen aller Art.

@xx: #missionente im Radonwannenbad:  noch keine Trends erkennbar #kurtweets

Bildschirmfoto 2016-07-19 um 17.42.25

Die Ergebnisse unserer Beobachtungen:

  • Das nasse Badezeug hat eine seltsame Schwerkraft nach unten. Hängt man es zum Trocknen auf sammelt sich das Wasser im unteren Bereich, stärker als man es gewöhnt ist.
  • Der Auftrieb im Radontherapiebecken ist weniger stark als in der entradonisierten Therme.
  • Die Luftblasen die im Radonwasser entstehen bleiben an der Haut kleben, man kann sie fast nicht abschütteln, nur herumschieben. Dort sammelt sich also auch Radon an.
  • Die Ente als Messgerät hat eine zu geringe Messgenauigkeit. Wir konnten auf den Fotos leider keinen Unterschied im Auftrieb erkennen.

Entemanierung was?

Fast schon unschlagbar skuril mutet allerdings meine für diesen Artikel recherchierte Messtechnik an:
Eine Radonmessung in Wasser ist nur durch vorherige – man lese und staune – „Entemanierung“ zu bewerkstelligen. Das ist eine kontrollierte Überführung des in Wasser gelösten Radons in eine Messkammer mit anschließender Szintilationsmessung. Das Rätsel der Enten wäre damit wohl aufgelöst 😉

 

Enten nichts als Enten

Da die Ente durch ihre Messungenauigkeit ihre Daseinsberechtigung als Messgerät verloren hatte, gab es nur zwei Möglichkeiten: Wegwerfen, vergessen oder überall hin mitnehmen. Letztere Idee gefiel sowohl meinen Tischnachbarn als auch einigen meiner Therapeuten und so wurde die Ente mein täglicher Begleiter. Hier gleich das erste Suchbild mit Ente, direkt vorm Kurzentrum, ein perfekter Entenreisestart.

Bad Hofgastein Kurzentrum:

Kurzentrumente

Im Kurpark nebenan, stundenlanges Spazieren, sitzen, Lesen, Tajii spielen und eben Entenplätze finden und fotografieren.

Sitzen mit Ente
schachente

Enten als Zuschauer
Tribueneente

Tajiiplätzchen
taichiplatzstein

Lesestoff
tc

Und natürlich war die Ente auch bei den Therapien dabei:
Bei der Moorpackung
Moorente

Im Radonbad
Radonbadente

Und was macht man eigentlich auf der Kur wenn mal nicht gekurt wird? Das ist in Bad Hofgastein kein Problem. Es gibt einen großen Kurpark, unzählige Wanderwege und die Schlossalm mit Murmeltieren.
Murmel
Schlossalm
schlossalm
See auf der Schlossalm
see

 

Mein Fazit jetzt nach drei Jahren:

Es war nicht so schlecht, das Radon tut gut, die Therapien sind mehr als ok. Ich hatte ja Einzeltherapien denn Gruppenkurse sind nicht meins und das Gequatsche so mancher Kurgäste schon am Frühstückstisch hab ich mir dank SVA-Kurgäste, die ebenfalls recht ruhig waren, sowieso erspart. Drei Wochen Erholung also. Und ja, ich würd wieder hinfahren, nur dorthin!